Der Mensch ohne Inhalt und/der mit zuviel Klimbim als Dividuum und Nippesträger

                                                              Narcissister

                                                                                                 Narcissister

                                                                 Aus: Total Art - Posthuman Performance - Lucian Goll

        http://totalartjournal.com/w-content/uploads/2016/01/Gomoll_PosthumanistPerformance_TotalArtJournal_Summer2011.pdf

Die versorgte Gesellschaft macht es möglich, dem Individuum andere Spielräume zu eröffnen. Treibende Kraft in dieser TransgenderVexierDynamik der gentechnisch mit XX-Chrosomen gleichgesetzte Phänotyp auch als weiblich bezeichnet. Ehedem unersetzlich für die Erhaltung der Art zeichnet sich hier durch die Gentechnik auch ein Wandel an. Was jemand-in ist und wird kann dadurch entscheidend geprägt werden. In allen Lebensbereichen ( Arbeit, Wissenschaft,Wirtschaft und Politik usw. ) angekommen wird das, was ehemals als frauentypisch Angenommene nur noch in Teilbereichen als Differenz wahrgenommen. Z.B. im Bereich der Besoldung ( Sog. GenderWageGap ). Ansonsten? Die Richtung scheint vorprogrammiert. Angleichung der Verhaltensformen, heterogene Lebensabschnittssymbiosen als zukünftige Nochherausforderungen. Die Gesellschaftspolitik wird sich auf diese Entwicklung einstellen müssen. Anbei zwei Beispiele für zukünftige zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Abarbeitung in veränderte Systemstrukturen:

http://www.oecd.org/gender/

http://totalartjournal.com/wp-content/uploads/2011/08/Preciado_ContrasexualManifesto_TotalArtJournal_Vol.1_No.1_Summer2011.pdf

Ob diese Art der transzendenten ( Über- )Geschlechtlichkeit allerdings zu einer hierarchielosen Zusammenlebensform führt ist nicht in allen Bereichen ausgemacht. Zu kultivieren gilt hier besonders dass jeweilige Dominanzstreben und das unabhängig von extremen Formen wie Male- und Femdom.

Seelische Zwitterstellungen ( volkstümlich: Ich weiss nicht, ob ich Männlein oder Weiblein bin ) dürften zwischenzeitlich nicht unerheblich das eigene Identifikationsbewusstsein beschäftigen. Aber auch die Statistiker und Gerichte: Die Scheidungsquote und die ehelose Kinderzahl dürfte steigen und zwangsläufig die damit zusammenhängenden Auswirkungen. Ob der selbstzeugende Hermaphrodit die evolutionäre Richtung vorgibt, bleibt allerdings abzuwarten. Ich persönlich stelle mir solche eine Welt ziemlich langweilig vor. Na ja, ich bin ja Junggeselle. Der Zuschauer hat es angeblich immer leichter ind der zwischenmenschlichen Komödie oder auch dem zwischenmenschlichen Drama mit allen seinen Höhen und Tiefen.

Machen wir das Beste aus den gegenseitigen Anziehungskräften, damit sie sich nicht irgendwann abstossend wirken, denn wie sagte schon der Herr Schiller ( Das Lied von der Glocke - Auszug s. unten  ): Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang, unabhängig davon, dass das in dem Gedicht aufgeführte Rollenverständnis bei uns Heutigen als Orientierung etwas befremdlich erscheinen sollte. Man soll sich eben kein Bild machen.

In dem Sinne ( Hans-Dieter Rüppel )

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht,
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen,
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
Ünd mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.
Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
Überzählet sein blühend Glück,
Siehet der Pfosten ragende Bäume,
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest wie der Erde Grund
Gegen des Unglücks Macht
Steht mir des Hauses Pracht! -
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ew'ger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Zeit, Abschied zu nehmen von überkommenen Vorstellungen. Eine Möglichkeit, sich zu entleeren von einem Bewusstsein und einer Bildvorstellung, das und die nicht mehr den Entwicklungsstand wiedergibt. Die Redundanz der Wirklichkeit ist mehr als das eigene Vorstellungsvermögen. Ob sie zur sinnlichen Proliferation mit störendem Erscheinungsbild wird, hängt nicht unwesentlich von der Akzeptanz durch das soziale Umfeld ab. Im Kunstbereich dürften Darstellungen wie die oben ( Narcissister ) durchaus wegen des neuen Bildcharakters Anerkennung finden und ggf. ( wegen der kritischen Selbstkorrektur im Bewusstsein ) eine distanzierte Haltung gegenüber der eigenen Darstellungskultur erzeugen und vielleicht störende Meme und Animavorstellungen löschen, um zu einer neuen Ausdrucksform zu gelangen ( s. Dazu Agamben “ Der Mensch ohne Inhalt “ ), im gesellschaftlichen Zusammenhang bedarf es schon einer besonderen Performancemarketings, um positiv aufgenommen zu werden, und das vielleicht sogar einen Nachahmeffekt auslöst. So nach dem Motto: “ Man gönnt sich ja sonst nichts “ ergänzt um die Feststellung, dass der Einsatz von Extremeffekten in einer funktional mechanistisch ausgerichteten Lebenswelt erst Impulse setzen kann.

                                  Agamben DEr Mensch ohne Inhalt            Raunig Dividuum             Honneth Verdinglichung