Prophylaxe und Prävention als bessere Alternative zur Nachbehandlung
“ Die Pest schläft eben nur und kann jederzeit wieder ausbrechen “. Klar und prägnant hat Albert Camus mit diesem Satz die latente Gefahr von Infektionen ( auch in gesellschaftlicher Hinsicht ) auf den Punkt gebracht.
Mikroben aller Art sind nicht ausgerottet sondern allzeit da. Was bleibt, ist die nüchterne Feststellung, dass der Mensch jederzeit angefallen werden kann. Trotz grosser Fortschritte in Medizin und Pharmazie bleibt die universelle Resistenz ein Wunschtraum. Das Gegenteil scheint sich eher einzustellen. Die Bakterien passen sich an und widerstehen dem pharmazeutischen Angriffen.
http://amr-review.org/sites/default/files/160518_Final%20paper_with%20cover.pdf
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Ob die vom Chefvolkswirt von GoldmanSachs geleitete Prüfungskommission ( Review on Antimicrobial Resistance ) der Weisheit letzter Schluss, kann allerdings bezweifelt werden. Medikamente bilden zwar eine nicht unwesentliche Komponente bei der Krankheitsbekämpfung, jedoch sollte man den Grundsatz, dass Vorbeugen besser ist als heilen, nicht unbeachtet lassen. Insoweit sind die Anregungen von Hans-Georg Gadamer ( s.u. ) vielleicht nicht die schlechtesten Handlungempfehlungen, zumal Herr Gadamer nicht nur über 100 Jahre alt geworden ist, sondern auch durch die Tatsache bedingt, dass er selbst in diesem Alter noch zu geistigen Spitzenleistungen fähig war, obwohl er sich in seinen Vorkriegsjahren nicht unbedingt als immun gegen die deutschen Unzeitsrömungen erwiesen hat.

Die Initiative der Bill Gates Stiftung “ globale Gesundheit “ http://www.gatesfoundation.org/de/What-We-Do scheint unter diesem Gesichtspunkt auch stark ergänzungbedürftig zu sein.
Mein Fazit: Wirtschaft ist wichtig. Technologie auch. Aber noch längst nicht alles sollte unter dem Primat stehen. Der Mensch ist mehr als seine Funktionen. Pharmazeutika haben Nebenwirkungen und führen nicht selten zu weitergehenden Abhängigkeiten. Gut fürs Geschäft aber nicht unbedingt für das Wohlbefinden.

Slides der Lecture “ Financialization* of Human Aid “ im Centre for Global Cooperation Research in Duisburg am 10.02.2016 - Autorin: Prof. Dr. Susan Erikson
* Financialization in diesem Zusammenhang bedeutet m.E. die stärkere Gewichtung von Finanzkapital ( mit Gewinnabsicht ) im medizinischen (Entwicklungs)hilfebereich. Die bessere Alternative zum “ barmherzigen Samariter “? Immerhin wird so mehr Investitionskapital zur globalen Epidemievorsorge eingebracht, denn die Pest schläft eben nur ( s. Ausgangszitat von Albert Camus ). Fragt sich nur, wer für die Kosten aufkommt und wie die “ Drugs “ eingesetzt werden
Mehr zu dem Thema erfahren Sie von Prof. Dr. Erikson unter:
http://www.journals.uchicago.edu/doi/pdfplus/10.1086/683271
Eine kurze und prägnante Übersicht bietet Vorankündigung des Centre for Global Cooperation Research:
Duisburg – 10. Februar 2016
In der 17. Käte Hamburger Lecture untersuchte Prof. Dr. Susan Erikson, Associate Professor an der Faculty of Health Sciences, Simon Fraser University in Kanada, Risikoinvestments in humanitärer Hilfe und insbesondere im Feld der globalen Gesundheit. Sie betrachtete die Wahrscheinlichkeit, ob diese das Versprechen erfüllen können, globale Ungleichheiten zu beenden. Ihr Vortrag am Universitätscampus Duisburg wurde von Dr Sung-Joon Park, Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, kommentiert. Worauf sich eine lebhafte Diskussion anschloss, die von Prof. Ansgar Belke, Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen, moderiert wurde.
Für die Käte Hamburger Lecture wieder zurück in Duisburg wurde Alumni Fellow Susan Erikson herzlich von Prof. Tobias Debiel, Direktor des Kollegs willkommen geheißen. Zu Beginn ihres Vortrags "Financialization of Humanitarian Aid" porträtierte Erikson das Thema sowohl als ein aktuelles in den Medien und der Politik als auch ein kontroverses. Erikson beobachtete den Wertewechsel in der humanitären Hilfe von Verantwortlichkeit zu „Investitionsfähigkeit“. Während die Wertschöpfung mittlerweile in dem Shareholder Return (Rentabilität) liegt, scheint das Ziel der Finanzierung der humanitären Hilfe nicht mehr das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern, sondern mehr Gewinne für die Aktionäre zu sein, wie Erikson, die ihre erste Karriere in internationalen Entwicklung begann, es formulierte. Sie zeigte in der Geschichte der Entwicklungshilfe eine neue Diversifizierung und Fragmentierung auf, in der Risikokapitalgeber neue Akteure geworden sind. Mit dem Fokus auf Entwicklungshilfe für Gesundheit (Development Aid for Health, DAH) sieht Erikson den Beginn der Finanzialisierung in diesem Sektor seit 2014. Von noch 20% im Jahr 1998 fiel der Finanzierungsanteil für DAH der Weltbank auf 6% im Jahr 2013. In ihrer post-2015 DAH-Agenda scheint die Weltbank vor allem auf Einrichtungen zu setzen und schafft damit Raum für Risikokapitalgeber und den privaten Sektor. Globale Gesundheit wird investierbar, sagte Erikson, unter besonderer Berücksichtigung der Bill & Melinda Gates Stiftung als Beispiel. Da die globale Finanzwelt meist in einem nicht-öffentlichen sozialen Raum agiert, wirft die zunehmende Nutzung privater Finanzinstrumente im Gesundheitssektor, welcher bisher öffentlich finanziert wurde, wichtige Fragen auf (Susan Erikson, ‘Secrets from Whom?’, in Current Anthropology 56, 2015). Neben der Geheimhaltung der Mechanismen wies Erikson auch auf weitere damit verbundene Probleme hin wie Versicherungsmechanismen für Eigenkapital, Epidemie-/ Katastrophenanleihen ("Cat-Bonds"), Patenterwerb und -verkauf, sowie die Herstellung von Medikamenten. Erikson unterstrich die Bedeutung in Frage zu stellen, wer oder was entscheidet, welche Technologien oder Gesundheitsprogramme finanziert werden. Ist die Antwort „das Geld“ geworden? Erikson machte deutlich, dass sich Regeln und Werte im globalen Gesundheitssektor ändern.
Datum: 10. Februar 2016, 18:30 - 20:00 h Ort: Gerhard-Mercator-Haus (Universität Duisburg-Essen), Lotharstr. 57, 47057 Duisburg

Eine zusätzliche globale Initiative: https://de.wikipedia.org/wiki/Nicholas_Negroponte
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